Schützen Abteilung zum 50-jährigen SVW-Jubiläum 2019

Bis zum März 1973 gab es im Sportverein Westgartshausen als einziges Sportangebot das Fußballspielen.

Um dieses damals einseitige Angebot zu verbessern, trafen sich am 13. März 1973 mehrere Freunde des Schießsports im Gasthof „Lamm“ (Bader) in Westgartshausen, um über die Gründung eines Schützenvereins zu beraten.

Es war geplant, die Disziplinen Luftgewehr und Tontaubenschießen auszuüben. Jedoch waren weder ein geeigneter Schießstand, noch irgendwelche Waffen vorhanden.

Diverse Fragen beim zuständigen Fachverband des Schießsports mussten auch geklärt werden. In einer weiteren Sitzung am 6. Juni 1973 entschlossen sich die Anwesenden definitiv, eine Abteilung des SV Westgartshausen zu gründen und diese beim Württembergischen Schützenverband anzumelden.

Am 13. Juli 1973 wurde die offizielle Gründungsversammlung im „Lamm“ einberufen und beschlossen, eine Schützenabteilung ins Leben zu rufen.

Die Abteilung führte ab sofort die Bezeichnung „SV Westgartshausen-Schützenabteilung“.

Es waren folgende 13 Gründungsmitglieder anwesend: Karl Abelein †, Rudolf Bader sen. †, Rudolf Bader jun. †, Karl Bocksrocker,
Fritz Braun †, Werner Elst †, Karl Früh †, Karl Hofmann, Richard Krug, Manfred Neu †, Erwin Rottler †, Werner Schulz und Gerhard Steiner.

Richard Krug erklärte sich bereit, die Abteilungsleitung als 1. Vorsitzender zu übernehmen. Als Vereinslokal wurde das Gasthaus „Lamm“, damals Inhaber Rudolf Bader sen. bestimmt. Rudolf Bader war es auch, der ab sofort sonntäglich seinen Gasthofsaal zum Übungsschießen zur Verfügung stellte. Im Saal war die notwendige Schießentfernung von 10 m für das Luftgewehrschießen vorhanden.

Jetzt sollte zunächst ein Vereinsgewehr beschafft werden. Durch großzügige Spenden mehrerer Vereinsmitglieder wurde im Januar 1974 das erste Luftgewehr, Marke „Feinwerkbau“ gekauft.

Um die Schießsicherheit im Gasthofssaal zu gewährleisten, wurden die Fenster mit Preßspanplatten abgedeckt. Die Zug-anlage musste immer zuerst vom Keller heraufgetragen und montiert werden.

Bis zum April 1974 nahm das Interesse am Luftgewehrschießen derart zu, dass Standaufsichten eingeteilt werden mussten. Ein Preisschießen auf eine gestiftete Gründungsscheibe wurde durchgeführt. Werner Schulz gewann mit dem besten Tiefschuss. Im Jahr 1975 war die Mitgliederzahl auf 30 angestiegen, man wollte als Mannschaft an den Kreismeisterschaften teilnehmen.

Gleich 3 komplette Mannschaften gingen am 1. Februar 1975 an den Start. Noch im gleichen Jahr wurde eine Schützenkette und eine Dreikönigsscheibe angeschafft.

Seither wird alljährlich zu Dreikönig ein Königsschießen veranstaltet und der oder die König(in) mit dem exaktesten Zehner ermittelt.
Der jeweilige Sieger erhält einen Pokal und eine Silberplakette an der Schützenkette. Die Zweit- und Drittbesten Schützen werden ebenfalls geehrt (1. und 2. Ritter).

Im Laufe des Jahres 1975 hielt man Ausschau nach einem geeigneten Schießraum, weil der Saal des Gasthofes nur eine Übergangslösung sein konnte. Das nicht ausgebaute Dachgeschoß der ehemaligen Schule Westgartshausen bot sich als Alternative an.

Bei einem Lokaltermin mit Herrn Maaß,dem damaligen 2. Bürgermeister der Stadt Crailsheim, wurde ein mit Gerümpel gefüllter Bühnenraum im Rohbau vorgefunden. Herr Maaß willigte ein, den unausgebauten Dachboden für die Schützenabteilung zur Verfügung zu stellen. Das bedeutete aber nichts anderes, dass die Abteilung durch immense Eigenleistungen der Mitglieder diesen Bühnenraum zu einer Schießanlage umbauen musste. Das Schützenmitglied Maurermeister Werner Vogel (genannt „Freund“) erklärte sich bereit, die Planung und Bauleitung zu übernehmen.

In eigener Regie wurde im Januar 1976 mit den Ausbauarbeiten begonnen, Wände eingezogen, Dachschrägen verkleidet, Fußböden verlegt. Sogar die Wasser und Heizungsinstallation wurde durchgeführt.

Für die Hilfskräfte erklärte sich Hans-Georg Schmidt (Mohren-Schorsch) bereit, bis zum Abschluß des Ausbaus Vesper aus seiner Metzgerei zu spenden. Nach ca. 2 800 geleisteten Arbeitsstunden und Baukosten von ca. 30 000 DM war der Ausbau der Schießanlage im August 1976 vollbracht und wurde mit einem Einweihungsschießen offiziell eröffnet.

Das Interesse der Jugend am Schießsport stieg kontinuierlich an. Bernd Krug nahm bereits im April 1976 an den Jugendlandesmeisterschaften in Fellbach-Schmiden teil. Der Trainingsfleiß wurde bei den Stadtmeisterschaften im Februar 1979, 1980 und im April 1985 mit dem 1. Platz beim Jugendmannschaftsschießen belohnt.

Das Schießangebot erweiterte sich um die Disziplin „Luft pistole“. Es fanden sich prompt 9 begeisterte Sportschützen, die als Mannschaft an Rundenwettkämpfen teilnehmen wollten. Bereits 1984 schafften sie den Aufstieg von der Kreisklasse in die Bezirksklasse. Im Oktober 1984 wurde Sigmund Richter mit dem besten Treffer Kreisschützenkönig und nahm dadurch am Landeskönigsschießen in Fellbach teil.

Dieser außergewöhnliche Glückstreffer gelang im Oktober 1991 ebenfalls Bernd Hofmann. Auch er durfte am Landeskönigsschießen in Albstatt-Tailfingen teilnehmen und wurde dort zweitbester Schütze in Baden-Württemberg.

Im Jahr 1985 haben Peter Weik und Richard Krug, sowie 1991 nochmals Richard Krug an den Landesmeisterschaften in der Disziplin „Luftpistole“ erfolgreich teilgenommen. Peter Weik konnte sich für die Deutschen Meisterschaften 1986 und 1987 in München qualifizieren.

In der 46-jährigen Geschichte der Schützenabteilung waren 6 Vorsitzende für die Abteilung verantwortlich. Sie besteht derzeit aus 26 Mitgliedern. Eine Luftgewehr- und eine Luftpistolenmannschaft nehmen regelmäßig an Rundenwettkämpfen teil. 

Die Begeisterung für den Schießsport ließ im Laufe der letzten Jahre nach, wohl bedingt durch das vielseitige Freizeitangebot und die gestiegene Unattraktivität, staatlicher Beschränkungen aufgrund eines Amoklaufs vor Jahren. Trotzdem trifft sich erfreulicherweise fast jeden Dienstag eine kleine Mitgliedergruppe zum Schießtraining und zum anschließenden Skat- oder Binokelspielen, meistens auch zum Vespern.

In der jüngeren Zeit haben Veranstaltungen und Ereignisse das Gemeinschaftsgefühl der Schützenabteilung gestärkt. Der Landesschützentag Baden-Württemberg im Jahr 2012 wurde in der Großsporthalle Crailsheim ausgerichtet. Wir durften bei der organisatorischen Durchführung mitwirken.

Zunächst gab es einen tollen Schützenumzug aller Teilnehmer in der Innenstadt mit vielen Zuschauern und Schaulustigen. Dabei wurden erstmals unsere einheitlichen Abteilungssportjacken präsentiert. Im gleichen Jahr wurde durch einen dreisten Einbruch ins Schützenhaus
großer Schaden am Inventar angerichtet, mehrere Eingangstüren zerstört, aus dem Tresor die Vereinsluft pistole, mehrere Gewehre und die Barkasse entwendet.

Die Einbrecher konnten aufgrund polizeilicher Ermittlungen gefasst werden. Fast alle Waffen erhielten wir zurück. Seither haben wir die Sicherheit im Schützenhaus verbessert. Das 40-jährige Abteilungsjubiläum wurde am 13. Juli 2013 im Zuge des alljährlichen Ausflugs begangen. Wir wanderten nach Wegses, zum höchstgelegenen Windrad im Landkreis.

Dort konnten wir eine Besteigung bis ganz nach oben machen und eine tolle Aussicht genießen. Kaffee, Kuchen sowie ein gelungener
Grillabend rundete den Festtag ab. Zweimal war der Kreisschützentag mit ca. 200 Gästen bei uns in der Turnhalle zu Besuch, zuletzt 2015.
Die Organisation und Bewirtung hat den Zusammenhalt gefördert und nebenbei noch Geld in die Vereinskasse gebracht.

Wir erhielten eine großzügige Spende von der VR-Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim unter dem Motto „Ein Stück Heimat“. Das hat uns die Beschaffung dringend benötigter Sportaus rüstung ermöglicht. Die Initiative „Sport fördert und Sport verbindet“ zeigte wieder, wie wichtig ein Vereinsleben für eine Gemeinde ist. Zum Schluss noch ein tolles Ergebnis: Bezirksschützenkönig 2019 mit der Luftpistole stehend freihändig, auf dem Schießstand in Crailsheim, Horst Schöller. Mit einem 46,7 Teiler hat er die Teilnahme zum Landeskönigsschießen in Ruit erreicht und vertritt den Bezirk Hohenlohe in Baden- Württemberg.

Horst Schöller (Abteilungsleiter Schützen)